
Aktion »Bad Vilbel gießt«
26/04/2020
Wingert-Report 2020 Nr. 3
19/06/2020Wetterrückblick, aktuelle Lage und Ausblick
(18. Juni 2020, GS) Wie in vielen Jahren waren an den Eisheiligen nochmals sehr kalte Nächte zu verzeichnen, wobei wir diesmal glimpflich davon kamen. In den frühen Morgenstunden des 11. und 12. Mai („Mamertus“ und „Pankratius“) traten letztmalig leichte Fröste auf, die aber speziell bei Hochstämmen im Streuobst nicht zu nennenswerten Schäden geführt haben. Im Juni folgte die Schafskälte, eine zu dieser Jahreszeit häufige meteorologische Erscheinung. Der Kälteeinbruch wurde, anders als im Jahr 2019, auch von ergiebigen Niederschlägen begleitet. Im Zeitraum vom 4.-17. Juni fielen in Bad Vilbel ca. 60 Liter Regen pro m2. Vor der angekündigten Hitzewelle ab 22. Juni mit Temperaturen von mindestens 30° C sind die Böden nun glücklicherweise mit Wasser gesättigt.
Am 24. Juni steht der aus Gärtnersicht wichtige „Johannistag“ an, den man u.a. mit dem Beginn der Johanniskrautblüte, der Johannisbeerernte, dem Flug des Johanniskäfers (Glühwürmchen) und dem Beginn der Heuernte verbindet. Traditionell endet am Johannistag die Ernte von Rhabarber, Erdbeeren und Spargel, damit die Pflanzen wieder Reserven sammeln können. Die Schafskälte neigt sich zu diesem Termin dem Ende zu, und zumindest vorübergehend folgt eine Schönwetterperiode. Im Bauernkalender folgt am 27. Juni ein weiterer wichtiger Termin: der Siebenschläfertag. Mitteleuropa liegt in diesem Zeitraum im Einflussgebiet sowohl polarer Kaltluft aus dem Norden als auch tropischer Warmluft aus dem Süden. Wenn es bis Ende Juni keinem Azorenhoch gelingt, sich dauerhaft durchzusetzen, folgt in vielen Jahren tatsächlich ein durchwachsener Hochsommer. Man darf momentan also gespannt sein, ob die anstehende Hitzewelle mit dem voraussichtlichen Höhepunkt am Freitag, den 26. Juni (evtl. bis zu 40° C!), von Dauer ist oder durch Gewitter und nachfolgende Abkühlung beendet wird!
Anstehende Arbeiten
Alljährlich setzt etwa 6 Wochen nach der Blüte der Junifruchtfall ein, bei dem sich Apfel- und Birnbäume von ungenügend befruchteten und überzähligen Früchten befreien („Putzen“ der Obstbäume). Dieser Vorgang ist bei einem hohen Fruchtansatz durchaus erwünscht, kann aber auch in Stresssituationen (v.a. bei extremer Trockenheit) zu stark ausfallen. Nach Beendigung des Junifruchtfalls sollte jetzt bei jungen Apfelbäumen der Behang kontrolliert und ggf. von Hand ausgedünnt werden. Pro Fruchtbüschel sollten nicht mehr als 2 oder maximal 3 Früchte stehen bleiben, da die Früchte bei einem Überbehang sehr klein bleiben und der Baum mit einem verstärkten Vorerntefruchtfall reagiert.
Bei wüchsigen Apfelbäumen empfiehlt es sich, im Zeitraum von Mitte Juni bis Mitte Juli einen Sommerriss durchzuführen. Ziel ist es, wieder mehr Licht und Luft in das Innere der Baumkrone zu bringen. Hierzu entfernt man einen Teil der steil stehenden Jahrestriebe, die gerne auch als Wasserschosser bezeichnet werden, durch Abreißen von Hand. Solche Triebe werden vor allem im schattigen Innern des Baumes im Folgejahr nicht benötigt, an günstigeren Stellen hingegen kann man sie als Fruchtholz stehen lassen. Die Regel lautet: besser starke Triebe entfernen und schwächere als künftiges Fruchtholz stehen lassen; diese Triebe aber nicht in ihrer steilen Stellung belassen, sondern nach unten biegen, damit sie mehr Blütenknospen ausbilden. Beim Riss werden schlafende Augen an der Basis mit entfernt. Beim Schneiden würden die schlafenden Augen dagegen zurückbleiben und im Folgejahr quirlartig austrieben.
Keine Sorge, die beim Reißen entstehenden Wunden heilen in dieser Jahreszeit sehr gut. Die Maßnahme sollte aber bei trockener Witterung durchgeführt werden. Schnittmaßnahmen mit Schere und Säge sollten Sie dagegen bis zum Abschluss des Triebwachstums im August verschieben. Andernfalls können die Bäume erneut durchtreiben, und diese spät gebildeten jungen Triebe reifen im Herbst nicht mehr richtig aus. Als Folge sind sie frostgefährdeter und im Folgejahr anfälliger für den Apfelmehltau. Außerdem erhöht sich bei zu frühem Auslichten der Krone in Hitzeperioden die Sonnenbrandgefahr an frei stehenden Früchten.
Die Süßkirschenernte bei mittelfrüh reifenden Sorten steht jetzt an.
Hier einige Tipps zur schonenden Ernte der süßen Früchte:
- beginnen Sie mit der Ernte immer unten am Baum
- pflücken Sie die Früchte mit Stiel
- geerntete Früchte in einen Behälter legen (nicht werfen!) und diesen in den Schatten stellen
- lagern Sie die Früchte möglichst bald kühl (optimal wären + 2° C)
- reißen Sie bei der Ernte keine Bukettknospen ab (aus diesen bilden sich im nächsten Jahr kurze Buketttriebe mit zahlreichen Blütenknospen)
- bei ungleichmäßiger Ausreife (in diesem Jahr sehr ausgeprägt) ist eine Einmalernte nicht empfehlenswert; führen Sie 2-3 x Erntegänge durch
Erstellt im Auftrag des Streuobstzentrums Kirschberghütte Bad Vilbel e. V.