Wingert-Report 2020 Nr. 2
18/06/2020Welthits auf Hessisch
26/08/2020Schädlinge und Krankheiten
(19. Juni 2020, GS) Schädlinge und Krankheiten an unseren Obstbäumen zählen sicher nicht zu den erfreulichen Themen, aber gerade im Frühsommer zeigen nicht nur die Pflanzen ein üppiges Wachstum, sondern auch die Schaderreger sind jetzt besonders aktiv.
Folgende Probleme sind momentan aktuell:
Apfelbaumgespinstmotte
Die Apfelbaumgespinstmotte verursachte in diesem Frühjahr deutlich weniger Schäden als in den letzten beiden Jahren. Komplett eingesponnene Apfelbäume sucht man vergeblich, auch in unbehandelten Parzellen. Die anfangs der letzten Aprilwoche durchgeführte Maßnahme mit einem Bacillus-thuringiensis-Präparat zeigte trotz optimaler Terminierung vielfach nicht den gewünschten Erfolg. Nach vorangegangener sehr warmer Witterung setzte zu diesem Zeitpunkt eine kühlere Witterungsphase ein, so dass die Räupchen zu wenig von dem Fraßgift aufnahmen. Zurzeit sind in den Gespinsten weiße, auffällig parallel zueinander angeordnete Kokons mit den Puppen des Schädlings zu erkennen. Innerhalb der nächsten ein bis zwei Wochen werden die Mottenfalter schlüpfen, um im Juli/August erneut Eier auf die ein- bis zweijährigen Triebe abzulegen.
Mehlige Apfelblattlaus
Befallene Blätter rollen sich ein und fallen vorzeitig ab, die Früchte bleiben klein und verkrüppeln.
Die Mehlige Apfelblattlaus produziert Honigtau, der gerne von Honig- oder Wildbienen gesammelt wird. Der geschädigte Neutrieb schwächt vor allem Neupflanzungen und jüngere Bäume erheblich.
Zur Bekämpfung der mehlig bepuderten, rötlich-grauen bis schwärzlichen Blattläuse stehen im Streuobst keine wirksamen oder empfehlenswerten Insektizide zur Verfügung. Der Ohrwurm gilt als natürlicher Gegenspieler und sollte entsprechend gefördert werden, z.B. durch das Aufhängen von Tonröhren oder mit Stroh gefüllten Blumentöpfen.
Feuerbrand an Apfel, Birne und Quitte
Diese meldepflichtige Krankheit wird durch Bakterien verursacht und befällt außer unseren Kernobstarten auch den Speierling, die Mispel (Mespilus germanica) und einige Ziergehölzarten, in der Landschaft vor allem Weißdorn. Seit Anfang Juni mehren sich Befallsmeldungen beim Pflanzenschutzdienst Hessen. Die derzeitige feuchtwarme Witterung begünstigt einen Befall enorm. Erhöhte Gefahr der Weiterverbreitung besteht v.a. bei Gewittern mit Hagel. Befallene Triebe welken und können sich dabei spazierstockartig krümmen.
Bei hoher Luftfeuchtigkeit treten an jungen Trieben oft zuckerhaltige Schleimtröpfchen aus, die große Mengen an Bakterien enthalten.
Bei Befallsverdacht sind alle welkenden Pflanzenteile bis weit ins gesunde Holz - 30 cm, wo möglich - zurückzuschneiden und zu vernichten (verbrennen, Hausmüll). Schnittwerkzeuge anschließend 30 Minuten lang in 70%-igem Alkohol desinfizieren. Eine Astprobe, die den Übergang von krankem zu gesunden Gewebe umfasst, sollte sorgfältig in Plastikbeutel verpackt und zur Untersuchung an den Pflanzenschutzdienst eingeschickt werden (Postanschrift: Regierungspräsidium Gießen, Pflanzenschutzdienst Hessen, Schanzenfeldstraße 8, 35578 Wetzlar).
Platzer, Fruchtfäulen und Kirschfruchtfliege
So sehr unsere Natur sich über den Regen freut, kommt er doch für die Kirschen zu einem ungünstigen Zeitpunkt. Starkniederschläge kurz vor der Ernte führen über sog. Wurzeldruck vermehrt zu geplatzten Früchten und als Folge zu diversen Pilzkrankheiten
In dieser Kirschensaison zeichnet sich zudem ein außergewöhnlich starker Befall durch die Kirschfruchtfliege ab.
Das Auftreten der Kirschfruchtfliege lässt sich durch beleimte Gelbtafeln erfassen, die in die Bäume gehängt werden.
Zur Bekämpfung dienen die Gelbfallen nicht, da sie nur einen verschwindend geringen Teil der Fliegen wegfangen. Auch das Aufhängen zahlreicher Gelbtafeln im Baum führt nicht zu einer Befallsreduzierung; zudem bleiben als unvermeidbare Nebenfänge viele indifferente und nützliche Insekten auf dem Leim kleben.
Mit Maden des Schädlings befallene Früchte werden stellenweise weich, das Fruchtfleisch wird breiig, und zuletzt fault die ganze Frucht.
Als Gegenmaßnahme bleibt bei Hochstämmen nur das Einnetzen einzelner Astpartien mit Kulturschutznetzen. Dies muss spätestens beim Umfärben der Früchte von grün nach gelb erfolgen (für 2021 vormerken). Engmaschige Netze (0,8 mm x 0,8 mm) halten darüber hinaus auch die Kirschessigfliege fern.
Erstellt im Auftrag des Streuobstzentrums Kirschberghütte Bad Vilbel e. V.